Graustufen Narzissen
Narzissen sind doof zu fotografieren – finde ich! Gelb ist schon mal eine nicht besonders vorteilhafte Farbe und dann wachsen die einfach irgendwie so komisch. Wirklich zufriedenstellende Ergebnisse hatte ich mit dieser Zwiebelpflanze noch nicht.
Nun hatte ja Jan kürzlich sein Graustufenprojekt ins Leben gerufen, welches im Juni startet und da bin ich auf die Idee gekommen doch mal diese Bilder von den Narzissen in S/W umzusetzen. Fein darauf geachtet alle Stufen vom Zonensystem fein im Bild zu haben. Zonensystem war früher mal ein Bereich aus der Dunkelkammer und wurde von Ansel Adams entwickelt. Es bezeichnet eine Methode zur gezielten Belichtung und Entwicklung von S/W-Negativen.
Im Silver Efex von Nik, was ja momentan verschenkt wird, ist unten ein Zonensystem eingeblendet und man kann sich im Bild anzeigen lassen, wo die verschiedenen Zonen liegen und ob man sie überhaupt erfasst hat.
Ein weiteres Problem bei der S/W-Umsetzung sind die Farben die in Lichtwerte umgesetzt werden. So ist z.B. der Lichtwert für Grün und Rot derselbe und bei der Umsetzung in S/W kommt der gleiche Grauton heraus. Würde ich dieses Rot-Grün-Bild in S/W umwandeln …
Käme dieses Bild dabei heraus. Was in Farbe ein krasser Unterschied ist ist umgewandelt in S/W ein und derselbe Grauton. Also muss man da schon im Vorfeld entgegen wirken und die Töne wieder voneinander trennen, indem man die Lichtwerte verändert. Früher hat man ja tolle Farbfilter vor die Objektive geschraubt um genau das zu erreichen.Auch in Photoshop kann ich diese Filter simulieren – in der S/W-Umwandlung gibt es die Möglichkeit. Wende ich einen Grünfilter an, führt es zu folgendem Ergebnis.Wende ich einen Rotfilter an erhalte ich dieses Ergebnis.Und schon hat man die Farben Rot und Grün wieder fein getrennt.
S/W ist also mehr als nur auf die S/W-Umsetzung zu drücken. Mit den jeweiligen Farbfiltern kann ich also die Kontraste im Bild verändern und auch Farben optisch voneinander trennen. Außerdem gibt es wohl eine Vielzahl von Möglichkeiten einer S/W-Umsetzung.
Da ist wohl noch ein wenig Forschungsarbeit von Nöten. Aber das hat Jan vermutlich mit einkalkuliert und deshalb den Startschuss erst auf den Juni gesetzt. 😉
Ich bin dann mal googlen und lesen …
Das ist ein wirklich wunderschönes Bild und Du liegst wirklich richtig: Die sind tatsächlich nicht so toll zu fotografieren 😀
Danke für die tolle Erläuterung. Ich werde das mal ausprobieren.
Viele Grüße
Sarah
Hallo Sarah, da bin ich aber froh, dass ich damit nicht allein stehe. Bei Blümchen habe ich eigentlich keine Probleme – aber diese … jetzt sind wir schon zu zweit 😉
Ich würde sagen, ich gebe dann ab Juni die Themen vor und Ihr (Du und Candyshop60….) liefern das technische Roundabout.
Mir ist das was Candyshop geschrieben hat, viel zu theoretisch. Ich weiß das der Dynamikumfang meiner Kamera seine Grenzen hat und wie ich das versuchen kann auszugleichen. Grossartig berechnet und in Zonen eingeteilt habe ich da noch nix.
Es zu lesen und zu erfahren worum es da geht, finde ich trotzdem sehr spannend.
Was wird da wohl noch alles kommen?
LG Jan
Ich hatte mir die Zonen in Silver Efex angeschaut und da ich nicht alle hatte, habe ich unter Zuhilfenahme der Farben und Belichtung/Kontrast versucht das ganze schön zu verteilen. So gesehen ist es ok.
Im Grunde schreibt Reinhard ja nur von den 3 Größen ISO, Blende, Zeit, die sich gegenseitig bedingen. Schließt man mal ISO aus – wie bei Reinhard und verkürzt die Zeit, dann muss man die Blende weiter auf machen um das gleiche Bild zu bekommen. Reinhard will ja nur den Schnee heller machen, weil die Belichtungsautomatik – Spotmessung – der Kameras den Schnee immer Neutralgrau macht. Also muss er entweder länger Belichten – also mehr Licht in die Kamera lassen oder die Blende weiter aufmachen, damit in der gleichen Zeit mehr Licht in die Kamera kommen kann. Im manuellen Modus hast du dann die Belichtungswaage verschoben. Das geht im Av-Modus – digital – indem man die Belichtungskorrektur nutzt.
Der wirkliche Unterschied von digital zu analog – S/W-Film – den verstehe ich noch nicht wirklich. Aber, das wird er uns wohl noch erklären 🙂
Ich denke Filme haben einen höheren Dynamikumfang und nehmen somit mehr Informationen, in Form von feinerer Abstufung, zwischen Schwarz und Weiss auf.
Das Histogramm ist ein Zonensystem wie das Zonensystem von Ansel Adams – nur sind es hier 256 und nicht 10 Zonen. Außerdem funktioniert das digitale Zonensystem – das Histogramm – ebenso beim Farbfoto.
Das Verhältnis zwischen Blende, Zeit und ISO ist mir durchaus bekannt 😉
Schönen Abend
Jan
Interessante Bewusstseinserweiterung… 🙂 Ok… kannte ich schon, aber ich weiß etwas, was Du nicht weißt…
Das Zonensystem ist nur relevant bei der Entwicklung von SW-Negativfilmen.
Bei fast allen SW-Filmen liegt die erreichbare Maximaldichte weit über Zone 10.
Normalerweise reicht sie bis Zone 16 oder gar 18! Die meisten Fotografen vermuten sie bei Zone 10, aber in Wirklichkeit liegt sie viel höher.
Nimm doch mal den Fall mit dem Schneein der Sonne – ich weiß – mein Lieblingsthema – wenn der Schnee interessante Formen wie kleine Hügel und Täler und evtl. ein paar Schatten aufweist, würdest Du ihn zwischen Zone 7 (gut erkennbare Zeichnung in hellem Grau) und Zone 8 (sehr helles Grau, fast Weiß und ohne Zeichnung) legen. Auch wenn der Schnee im wesentlichen Weiß ist, willst Du sicherlich keine blanke weiße Fläche ohne sichtbare Details. Nehmen wir mal an, der Belichtungsmesser zeigt Blende 16 bei 1/250 sec. Belichtungszeit. Bei dieser Einstellung würdest Du mittelgrauen Schnee produzieren (Zone 5). Wie kommst Du also von der abgelesenen zu der gewünschten Belichtung?
Ganz einfach – Gehe von den abgelesenen Belichtungseinstellungen aus und verdopple diese indem Du eine Blende mehr Licht gibst, was eine Mehrbelichtung von einer Zone entspricht. Von Blende 16 bei 1/250 sec. gehst Du auf Blende 16 beib 1/125 sec., was die Belichtung verdoppelt und den Schnee in Zone 6 legt (Du erinnerst Dich: 1/125 sec ist doppelt so lang wie 1/250 sec. Alternativ dazu könntest Du die Blende statt der Verschlusszeit ändern – und die Zone 6 auch mit der Einstellung Blende 11 bei 1/250 sec.
Weiter gehts: Als Nächstes verdoppelst Du die Belichtung noch einmal, um den Schnee in Zone 7 zu legen. Von Blende 16 bei 1/125 sec. kannst Du über die Verschlusszeit die Belichtung verdoppeln, indem Du Blende 16 bei 1/60 sec. wählst. (Das lässt sich auch über eine andere Blende erledigen: Von Blende 16 bei 1/125 sec. auf Blende 11 bei 1/125 sec. Wenn Du in Zone 8 gelangen willst, gelingt das entsprechend.
Jede Verdoppelung der Belichtung lässt den Schnee eine Zone heller erscheinen. Du kannst auch nur eine halbe Tonwertstufe Erhöhung wählen – und zwar durch eine Positionierung zwischen den Blendeneinstellungen auf der Kamera. Um den Schnee also von Zone 7 mit Blende 16 bei 1/60sec. in Zone 7,5 zu legen, wählst Du einfach eine Mittelstellung zwischen Blende 16 und 11 bei 1/60 sec. Mit dieser Belichtungseinstellung wird der Schnee in Zone 7,5 liegen und noch leichte Zeichnung aufweisen, also nicht komplett weiß erscheinen. Anhand dieses Beispiels habe ich versucht zu erklären, wie man Negative mit dem Zonensystem belichtet.
Genauso wie Du das Motiv interpretierst und nicht einfach nur ablichtetst, um Deinen subjektiven Standpunkt auszudrücken – hab ich das grad geschrieben? Geilomat… 🙂 musst Du auch die Negativdichten steuern. Und das gelingt Dir, indem Du Dir klarmachst, dass Dein Ausgangspunkt immer das mittlere Grau ist, jene Belichtung, die Dein Belichtungsmesser Dir IMMER angibt…
Wie gesagt, das Ganze gilt nur für SW_Negativfilm…Noch interessanter wird es, wenn wir dann zur Entwicklung dieses Films kommen – aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Ich hoffe, ich habe Dich jetzt nicht zu sehr verwirrt – aber irgendwie musste das jetzt einfach mal sein… oder… mal wieder… 🙂
„Das Zonensystem ist nur relevant bei der Entwicklung von SW-Negativfilmen.“
Ok – und warum haben die Entwickler von Silver Efex es dann in ihre Software aufgenommen – zusätzlich zum Histogramm? Haben die jetzt einfach keine Ahnung?
Histogramm, Gradationskurve, Zonensystem. Von Schwarz links bis weiß rechts ist doch immer alles vorhanden.
Was bei S/W noch hinzu kommt sind die Filter, die die Lichtwerte verändern – die der Filterfarbe und der Komplementärfarbe. Und die plötzlich aus dunklen Tönen helle machen, aber nicht das komplette Bild betreffen.
Was aber wirklich fatal ist, ist die Tatsache, dass die Belichtungsautomatik unserer Kamera egal worauf sie belichtet daraus Neutralgrau macht. Ich glaube das ist die eigentliche Krux an der Geschichte mit dem Schnee. Es muss eine Belichtungskorrektur erfolgen, da dein geliebter weißer Schnee sonst grau wird. Das gleiche Schicksal hat der schwarze Hund – halt nur andersherum.
Wozu man den Graukeil vom Zonensystem definitiv gut nutzen kann, ist um den Bildschirm mal anständig einzustellen 😉 Wer hier nicht die einzelnen Balken unterscheiden kann, der sollte sich dann zunächst einmal mit seinem Bildschirm beschäftigen 😉
http://static.fokussiert.com/1361917985/zonensystem__graukeil__800x263.jpg
O.o ich bewundere dein hintergrundwissen. ich habe von all dem eigentlich so gar keinen tau. unterm strich kann ich allerdings sagen, dass dein graustufennarzissenbild traumhaft schön geworden ist 🙂 <3
Ich habe versucht es mit Silver Efex in die Zonen, die es ja digital eigentlich nicht geben darf, wie Candyshop schrieb 😉 einzupassen. Da war noch viel Spielraum nach der Umwandlung in S/W. Und so ganz geschadet hat es wohl nicht 😉 Das sind mal Narzissen mit denen ich auch leben kann 😉
Dein technisches Wissen fasziniert mich wirklich. Du bist so ein richtiger Techie 🙂 Leider habe ich Photoshop nicht, nur LR…
Bei vielen kommt auch irgendwann Photoshop 😉 Obwohl LR schon wirklich toll geworden ist und man damit eine Menge machen kann. Und den „Techie“ glaube ich noch nicht – aber wissen möchte ich wirklich viel.