Magisches Motto – Still.Leben.
Beim 12. und letzten magischen Motto in diesem Jahr wünscht sich Paleica Still.Leben.
Still. Leben.
Das Thema dieses Mal kann auf zweierlei Arten interpretiert werden: entweder im kunsthistorischen Sinne, als „Stillleben“. Um euch genauer zu informieren, schaut einfach kurz in den Wiki-Artikel rein. Kurz zusammengefasst bedeutet es: leblose Gegenstände arrangiert zu zeigen.
Ihr könnt euch aber auch die wörtliche Bedeutung nehmen. Stilles Leben.
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.Abraham Frank wurde am 28.12.1872 in Velen geboren. 1912 heiratete er Helene Humberg, die am 04. März 1886 in Dingden geboren wurde. Mit ihr hatte er zwei Kinder, Siegfried *07.05.1913 und Edith *26.06.1918. Abraham und seine Frau waren angesehene Bürger der Stadt Velen und pflegten gute Kontakte zu ihren Nachbarn, nahmen an Festlichkeiten und am Vereinsleben teil. Sie betrieben einen Viehhandel und eine koschere Metzgerei. Geschätzt waren sie nicht nur, weil sie vor allem in den Krisenjahren 1929 bis 1933 das Velener Krankenhaus mit Spenden und kostenlosen Fleischwaren unterstützten, sie hatten das Herz am rechten Fleck, auch kinderreiche Familien, die in Not geraten sind, erhielten von Abraham häufig Fleisch und Wurst zu geringen Preisen oder sogar kostenlos. 1908 war Abraham Frank eines der Gründungsmitglieder der Velener Brandwehr.
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Trotz der Zwangsschließung der Metzgerei und der gesellschaftlichen Isolierung während der NS-Herrschaft blieben Abraham und seine Frau in Velen. Während der Reichskristallnacht – Novemberpogrome – vom 9. auf den 10. November 1938 haben sie bei einem befreundeten Nachbarn Zuflucht gefunden. Am 13. Dezember 1941 wurden Abraham und seine Frau Helene nach Riga deportiert und dort ermordet.
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Über den Lebensweg von Edith Frank, die 1918 geboren wurde ist wenig bekannt. Sie ist das einzige Mitglied der Familie Frank, das den Holocaust überlebte. Vermutlich wurde sie, obwohl sie dafür eigentlich schon zu alt war, Ende Mai 1939 noch mit einem Kindertransport nach England geschickt. Edith Frank starb im Jahr 2000 in England.
Ediths Bruder Siegfried wurde 1938 bei den Ausschreitungen im Zuge der Reichskristallnacht festgenommen, konnte aber in die Niederlande fliehen. Im September 1939 wurde er dort wieder festgenommen und in das Lager Westerbork interniert, in dem er die nächsten 5 Jahre verblieb. Noch im Lager heiratete er die geschiedene Margot Cohen aus Bocholt, die gerade mit ihrer Tochter Sophia interniert worden war. Sie kamen im September 1944 nach Theresienstadt. Siegfried und Margot wurde nach Auschwitz weitertransportiert. Margot verblieb in Ausschwitz – sie wurde für tot erklärt – ihr Todesdatum ist der 06. Oktober 1944. Am 21. Januar 1945, als das ca. 90 km entfernte Ausschwitz befreit wurde, wurde das Lager Blechhammer geräumt. 200 Gefangene, die nicht mehr transportfähig waren oder verdächtig waren sich zu verstecken wurden sofort ermordet. 4000 Gefangene aus Blechhammer und 6000 Gefangene aus dem Nebenlagern Neu-Dachs, Gleiwitz I, III und IV wurden auf einen Todesmarsch geschickt. 800 Gefangene wurden auf dem Todesmarsch ermordet. Die Überlebenden die das KZ Groß-Rosen erreichten, wurden von dort in Viehwagons weiter transportiert. Die Juden in das KZ Buchenwald, die Kriegsgefangenen in das KZ Dachau. Siegfried traf am 23. Januar 1945 in KZ Buchenwald ein und starb dort angeblich am 23. April 1945.
Stolpersteine
Das größte Mahnmal für die Opfer des dritten Reiches.
„Die Stolpersteine sind ein Kunstprojekt von Gunter Demnig. Über 33.000 Stolpersteine, verlegt vor dem letzten frei gewählten Wohnort, erinnern an die Vertreibung und Vernichtung von Juden, Homosexuellen, Sinti & Roma, Zeugen Jehovas, Behinderten und politisch Oppositionellen.
Stolpersteine-online.com bringt dieses Mahnmal in die digitale Welt und unternimmt den Versuch, alle verlegten Steine zu erfassen.
Um Menschen in aller Welt und vor allem Jugendlichem die Stolpersteine näher zu bringen, bietet diese Seite den einzelnen Stolperstein-Initiativen die Möglichkeit, Bilder und Biographien hinzuzufügen.
Wir laden Sie ein, diese Seite zu erkunden und sich näher mit den Stolpersteinen und den Personen, die dahinter stehen, zu beschäftigen. Suchen Sie in ihrer Nachbarschaft nach Stolpersteinen und erfahren Sie so, was dort geschah.“
1996 legte Gunter Demnig in Köln und Berlin die ersten „illegalen“ Stolpersteinen, denen 1997 die ersten 2 legalen in Salzburg folgten und ab 2000 wurde das Projekt legal fortgesetzt und es folgten viele legale Steine. Achtet einfach mal drauf – diese Steine findet man überall. Für mich eines der allgegenwärtigsten Mahnmal für die Opfer des 3. Reichs und auch das, was mir persönlich am nächsten ist – auch geografisch, weil es immer da ist, wo ich auch bin und man es nicht nur einmal besucht, sondern immer wieder leise Steine findet und es so immer wieder durch den Kopf stolpert.
Diese Stolpersteine beschäftigen mich schon einiger Zeit. Über „meine“ ersten bin ich vor ein paar Jahren in Münster gestolpert. Auch hier in Borken liegen 2 – aber so ungünstig, dass ich die Idee mit dem kleinen Stativ an der gut befahrenen Straße zu arbeiten verworfen habe, weil die ersten Autofahrer schon dachten ich würde eine mobile Blitze installieren 😉 Daher habe ich mir einige andere Stolpersteine angeschaut und dann die genommen, bei denen ich die wenigste Gefahr laufe Auffahrunfälle wegen abruptem Bremsen zu verursachen.
Als ich Paleicas Thema las, war mir sofort klar – nun kommen die Stolpersteine. Gerade jetzt wo die Sprache der Nazis schleichend zurück kehrt, Parteien eine geistige Verbundenheit zum Nationalismus nachgewiesen wird, sollten diese Steine lauthals schreien, wenn man an ihnen vorbei läuft. Sie sollten laut und eindrucksvoll mahnen und die Geschichte der Menschen erzählen, zu deren Gedenken diese Steine gelegt wurden. Menschen, wie Abraham und Helene, die geschätzt waren und ein gutes Herz hatten. Mahnen, dass so etwas niemals wieder passieren wird.
STILL.LEBEN.
Viel zu still leben sie in unserer Erinnerung weiter – sucht doch in eurer Nachbarschaft auch mal nach diesen Stolpersteinen und findet etwas über die Geschichte dieser Menschen heraus. Vielleicht mit euren Kindern. Wissen sie, wie das damals war? Ich mag diese Steine. Als ich meine ersten gesehen habe, habe ich gedacht „mmh, was ist das?“ und habe gleich geschaut um was es geht. Die Inschrift der Steine alleine lässt schon ahnen, wozu sie gedacht sind. Heute mit dem Internet ist es auch kein Problem die Geschichte der Menschen herauszufinden. Seit meinem ersten Stolperstein liebe ich dieses „leise“ Mahnmal über das man an Orten „stolpert“, wo man es bestimmt nicht erwartet hätte. Man stolpert gedanklich oder mit dem Herzen, es berührt mehr, wenn du so einen Stein in der Nachbarschaft findest, als wenn man nur allgemein darüber liest. Und nachdem du den ersten Stolperstein wahrgenommen hast, werden viele, viele folgen und Nationalsozialismus mit seinen Verbrechen ist so nah. Geschichte wird konkret, ein Name, ein Ort, eine Geschichte … in DEINER Nachbarschaft.
Bitte passt auf, dass diese nationalsozialistische Rassenhygiene, die geplante und systematische Tötung von Menschen aufgrund von Religion, Hautfarbe, Behinderungen, sexuellen Neigungen oder was auch immer sich Menschen einfallen lassen, nie, nie wieder passiert. Achtet die Menschenrechte – Deine Rechte, aber auch die aller anderen Menschen auf dieser Erde!
Die Beiträge der anderen Still.Leben. Teilnehmer/innen findet ihr hier.
Liebe Birgit, ich finde die Stolpersteine auch eine gute Sache und sie gefallen mir auch optisch. Viel zu selten stellt man Nachforschungen an (wie du es getan hast), wer hinter den Namen steckt. Danke für die Erinnerung an diese Familie, die jetzt sicher erstaunt wäre, wenn sie wüsste, dass sie im Internet auf ewig weiterlebt…
Liebe Grüße und frohe Feiertage,
Nora
Danke Nora! Ich hoffe Du hattest auch schöne Feiertage und bist gut in 2017 angekommen 🙂
Ja, das hat mich dann doch interessiert. Was haben diese armen Menschen alles durchmachen müssen. Ich glaube man ist viel zu oft viel zu oberflächlich. Die Steine sind ja dazu gedacht die Erinnerung weiterleben zu lassen und alle zu ermahnen. Viel schwieriger als das Forschen nach den Geschichten war tatsächlich die Steine anständig zu fotografieren 🙂
Herzliche Grüße
Birgit
ich wusste nicht, dass man die geschichten der menschen über das internet herausfinden kann. dann muss ich unbedingt mal schauen, 10 minuten von mir entfernt sind vor einem haus etwa 15 stolpersteine. dort hab ich sie das erste mal bewusst wahrgenommen und verstanden, wofür diese metallplatten im boden stehen. seitdem bemerke ich sie immer, leise und mahnend. es ist ein geniales projekt, sofern man das zu so einem tragischen anlass sagen kann.
danke für den wunderbaren beitrag. ich finde es übrigens spannend, dass die stolpersteine zweimal ausgewählt wurden – arne von akerlin.de hat – wenn ich mich grad nicht täusche – auch stolpersteine gezeigt.
Ja, hier ist es gar nicht so schwer gewesen mit der kleinen Geschichte um diese Familie. Und die Stolpersteine findet man an so vielen Orten. Arne hat auch? Oder hat er es wieder gelöscht? Ich habe gerade noch mal bei Inlinkz geschaut, da steht er aber nicht drin. Trägt sich da nicht jeder ein? Das ist eigentlich die Liste, die ich immer durchgehe, wenn mein Beitrag steht. Dann verpasse ich ja eventuell Beiträge? Muss ich später mal auf Suche gehen … Danke für Deinen Kommentar!
puh, gute frage. es kann sein, dass er vergessen hat, sich in die linkliste einzutragen und nur bei mir den kommentar hinterlassen hat. ich gehe üblicherweise nach den trackbacks, die bei mir ankommen, drum hab ich bei der liste nicht so den überblick. aber schau mal!
war der link jetzt mit dabei??
http://www.akerlin.de/dezember-still-leben/
Ich scrolle mich gewöhnlich nicht durch die Kommentare, wenn es eine InLinkz-Liste gibt, denn dafür ist die da 😉 Danke ich habe ihn gefunden. Schön, wenn es Menschen gibt, die genauso denken und die gleichen Ideen entwickeln, auch wenn das Ergebnis dann doch ein wenig anders ist. Und genau das ist gut so!!!
ja, das verstehe ich. ich denke mir, wer sich nicht in die liste einträgt, muss damit rechnen, dass weniger teilnehmer auf den beitrag kommen. aber ich mag es nicht zur bedingung stellen.
Na, es sind ja auch alle schon 3 mal 7 und sollten das allein schaffen 😉 Finde Deine Leistung da jedem gerecht zu werden und für jeden die passenden Worte zu finden schon mehr als toll! An dieser Stelle einfach mal ein dickes Danke dafür!
<3
Vielen Dank fürs Posten des Links Paleica!
Komisch, dass der Link bei Dir nicht aufgetaucht ist. Bei mir bin ich als #7 sichtbar und der Link scheint auch zu funktionieren.
Deine Umsetzung gefällt mir sehr gut! Und bei dem Thema finde ich es sogar sehr gut, dass da zwei Leute eine ähnliche Idee und auch eine ähnliche Umsetzung haben, denn um so mehr Aufmerksamkeit die Stolpersteine bekommen, desto besser. Da schadet es gar nicht, wenn mehrere Leute den Fokus darauf lenken.
Ich finde es beachtlich, dass Du so viel zu den Stolpersteinen herausgefunden hast. Erst durch die Kombination aus historischem Hintergrund und dem aktuellen Foto wird die ganze Tragik und Dramatik so richtig begreifbar.
hallo arne, ich muss gestehen, dass ich gar nicht in die linkliste geschaut hab, das hab ich jetzt aber nachgeholt und ja, bei mir stehts auch da! es hat mich auch gewundert, nachdem du ja auch immer alle anderen beiträge anschaust wäre es schon seltsam gewesen, wenn dein beitrag nicht verlinkt gewesen wäre. seltsame sache.
ich finde das auch toll und das mag ich auch so an den projekten, zu sehen, wenn ganz unterschiedliche menschen ähnliche ideen haben oder unterschiedliche ideen die ganz ähnlich umgesetzt werden. und grade bei so einem thema: doppelt toll!
Oh – ich dachte immer man schreibt da den Blognamen rein. Ich habe nur geschaut, wer mitmacht, weil ich gezielt Beiträge vermeide anzuschauen, die zu dem Thema kommen, bis ich meinen fertig habe. Hinter „Nicht still leben“ hätte ich Dich nicht vermutet. Ich sehe auch gerade, dass man den Link sieht, wenn man die Maus drauf liegen lässt 😉 So lernt man immer wieder neue Dinge kennen 😉
Arne ich war selber überrascht, was da alles im Internet existiert. Wie viele Familienstammbäume es gibt, wie viele Listen wo diese Menschen aufgeführt wurden, denen ihr Leben einfach genommen wurde, die lange in Angst leben musste, die Strapazen hinter sich haben, die wir alle hoffentlich nie durchleben müssen. Es sollen viele, viele Menschen über diese Steine stolpern und nachdenken, nachfühlen, damit sich diese Geschichte der Verfolgung und Vernichtung, aus welchen Gründen auch immer, nie wieder passieren kann.
Vielleicht sind ja außer uns beiden noch einige anderen gestolpert, deren Beiträge wir noch zu lesen bekommen.
Danke für Deinen Kommentar!
Wunderbare Idee die Stolpersteine als Stillleben zu inszenieren!
Wir haben auch einige in der Stadt, das ist ein tolles Projekt, Deine Worte und Darstellung unterstützen das.
Danke Katrin – auf die Art und Weise beschäftigt man sich auch mal mit solchen Dingen. Klasse, womit man in Berührung kommt wenn man nur fotografiert 😉
Stolpersteine kenne ich aus Düsseldorf auch, eine wirklich tolle Idee, diese zum Thema zu machen. Schön, dass du einen Stolperstein zum Leben erweckst, das unterstreicht die Stille der Bilder natürlich immens.
Wir sind mit dem Thema Verfolgung ja schon sehr bewusst groß geworden, für unsere Kinder ist es nur ein Kapitel im Geschichtsbuch. Man sollte die Kinder definitiv sensibilisieren für die Gleichheit der Menschen, keiner ist mehr wert oder weniger als der andere!
Liebe Grüße, Bee
Danke für deinen Kommentar Bee! Ja und gerade heute sollte man diese Dinge wieder im Hinterkopf haben bei dem Propagandamachtapparat Internet! Da werden Dinge behauptet und als wahr dargestellt, die gar nicht wahr sind. Hinterfragen – immer wieder den Kopf anstrengen und hinterfragen, damit solche Dinge nie wieder passieren.