Vorher – Nachher – Kreativität oder Betrug?
Vorher – Nachher ist oft schon ein heftiger Unterschied. Was ist erlaubt? Was ist ok? Muss es immer „nah am Original“ sein? Wieder mal nachgedacht über das Thema, weil ich gestern bei dieser FotobearbeitungsChallenge mitgemacht habe.
Damit sind wir ja nicht allein – das machen viele – wenige reden darüber oder beschreiben in welchem Maße bearbeitet wurde. Ein guter Fotograf hat das auch mal öffentlich gemacht:
Lars van de Goor auf 500px
Ich weiß nicht, ob ihr Lars van de Goor kennt. Er hat viele tolle Landschaftsaufnahmen. Ich finde seine Bilder sind schon was ganz besonderes. Das Spiel mit dem Licht hat was.
Lars van de Goor – Unbearbeitete Aufnahmen 500px
Vor kurzem hat er mal ein paar seiner Bilder im unbearbeiteten Zustand gezeigt. Wenn ihr rechts in der Beschreibung schaut – da kommt ihr dann mit dem jeweiligen Link zu der bearbeiteten Version.
Klar es gibt auch die Puristen unter den Fotografen, die denken OoC wäre so eine Art Biosiegel der Fotografie und Bildbearbeitung wäre etwas Verwerfliches und früher wäre alles besser gewesen. Wer das auch meint, dem lege ich mal die Filme auf Arte ans Herz, die 2012 ausgestrahlt wurden. Ich war baff erstaunt, was diese Fotografen alle in ihren Dunkelkammern gemacht haben. Da müsst ihr Photoshop und Co. aber schon richtig, richtig gut anwenden können um denen das Wasser reichen zu können! 😉 Früher haben die Fotografen genutzt, was ihnen zur Verfügung stand und das auch sehr kreativ.
Wozu haben wir Photoshop & Co.? Warum soll man es, wenn man schon diese technischen Möglichkeiten hat nicht nutzen. Naturfotografen schreiben gerne dazu „habe ein Grashalm beiseite gebogen“, weil sie „natürliche “ Bilder machen wollen und die Natur nicht zerstören. Was ist aber mit dem Quadratmeter auf dem sie liegen während sie den Grashalm biegen? Was ist der Unterschied zwischen einem Grashalm, den ich in Photoshop wegstempel zu einem, den ich vor Ort abschneide? Ich denke immer mit Photoshop bleibt es natürlicher. Aber das muss auch jeder für sich entscheiden.
Vielleicht sind die OoC-Puristen aber nur die, die sich nicht gerne mit PS & Co. beschäftigen und daher nicht möchten, dass andere ihre Bilder so „aufhübschen“. Vielleicht wollen sie aber auch alles in der Kamera mit dem richtigen Licht und Filtern fotografieren, ohne dass es einer Bearbeitung bedarf. Was ja auch geht und völlig legitim ist. Nur so fotografieren können wohl die wenigsten – ich kann z.B. raus gehen, wenn ich Zeit habe und nicht wenn das Licht an einem Ort X besonders gut ist. Manchmal habe ich Glück – manchmal muss ich halt nachhelfen.
Genauso wie die Fotografen damals in der Dunkelkammer alles genutzt haben, was ihnen zur Verfügung stand, können wir doch heute auch all das nutzen und das Beste aus den Bildern machen. Oder? Vor allem, wenn es Hobby ist … –
Oder, wie seht ihr das? Was ist eure krasseste Bearbeitung? Bleibt ihr lieber am Original? …
Mir gefällt Deine Umsetzung, Birgit. Ich glaub, das ist auch das einzige Ergebnis in SW. LG, Jan
Bis zu deinen dunklen Affen, habe ich einige RAW-Entwicklungen gesehen, die mir einfach zu übertrieben erschienen. Deine Affen sind in meinen Augen ein Beispiel für weit weg vom Original, und super gelungen. Die Möglichkeiten einer solchen Bildbearbeitung sind mir einfach nicht bekannt – bis jetzt 😉
Und ja, früher zu analogen Zeiten wurde sehr getrickst. Mein Opa war professioneller Fotograf, mein Vater erzählt oft von Techniken, wie nachträglich eine Unschärfe gezaubert wurde und partielle Unterbelichtungen händisch nachgebessert wurden beim Entwickeln.
Bis 2000 habe ich auch analog fotografiert, die Möglichkeiten des digitalen Fotografierens und Entwickelns finde ich grandios.
Danke Bee, das mit der Bearbeitung kann man aber lernen – es gibt so viele Videos im Netz wo man sich fast alles anschauen kann. Und dann üben, üben, üben 🙂
Lieben Dank für Deinen netten Kommentar, so konnte ich erst hier her finden, deine Seite ist vielfältig und informativ gefällt mir sehr gut und deine Bilder natürlich auch.
Ich denke Bildbearbeitung ist erst das Tüpfelchen auf dem I, wie du schon sagst Bilder müssen auch im digitalen Zeitalter entwickelt werden, mal mehr mal weniger, ganz wie es der Künstler in uns fordert.
Liebe Inselgrüße, Patricia
Danke Patricia, ja wir nutzen ja auch sonst im Leben die Vorteile der Technik. Warum auch nicht – wenn man sie anständig nutzt. Ich denke früher haben die „normalen“ Menschen ihre Filme in ein Fotolabor gebracht und wissen gar nicht, was da alles gemacht wurde. Und bei vielen wurden die Filme eingemessen und dann wurde alles nach Schema F entwickelt. Das wäre dann so wie JPG aus der Kamera – nur das man das „Rezept“ heute selber auswählen kann. An die individuelle Entwicklung – die Möglichkeit die heute fast jeder hat – kam früher gar nicht jeder dran – einfach wegen der Kosten, der Zeit oder dem Platz.
Liebe Birgit, also ich finde es durchaus in Ordnung, sich vom Original zu entfernen und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Es kommt ja letztendlich nur auf das Ergebnis an und bei deinem Bild ist das Ergebnis meiner Meinung nach toll und interessanter als das Original. Ich bin auch ein Freund von natürlicher, unbearbeiteter Fotografie, die auch sehr zeitaufwendig ist, da man vor dem Fotografieren schon alle Gegebenheiten und gewünschten Effekte ausloten muss. Es kommt einfach auf meine Stimmung an, welchen Prozess ich wähle. Lars van de Goors Bilder sind wirklich einzigartig, eigentlich gefallen sie mir auch unbearbeitet unheimlich gut. Aber warum nicht mit ein bisschen mehr Sättigung etc. nachhelfen? Ich finde es ok. Wo ich nicht ganz so kulant bin, wären z.B. Porträts. Da finde, dass zu viel „Weichspüler“ die charakteristischen Züge verwässert.
Liebe Grüße
Nora
Stimm Nora – bei Portraits ist es was anderes – allerdings zauber ich einem Pubertierenden auch mal einen Pickel weg – Omma Käthe allerdings bleibt faltig 😉 – denn das ist der Charme ihres Alters. In Städten bin ich aber auch hin und wieder angestellte der Müllentsorgung – zumindest virtuell. Man will ja nicht, dass die Stadt touristisch gemieden wird 😉 Es kommt halt immer drauf an – und an kalten Winterabenden ist es immer noch besser als RTL zu gucken 😉
Danke für Deine Meinung.
Liebe Grüße
Birgit
Darüber hatte ich auch schon mal einen Beitrag geschrieben. Diese Behauptung, dass es sowas früher – zu analogen Zeiten, nicht gegeben hat, ist nachweislich falsch.
Natürlich, heute hat jeder die Möglichkeit mit Photoshop oder anderen Programmen die Bearbeitungen zu machen, welche früher nur sehr wenige Menschen in ihren Laboren machen konnten. Daher ist es verbreiteter und wird von viel mehr Leuten genutzt. Und das ist gut so!
Selbst eine einfach Entwicklung, wo erst mal aus dem RAW eine Bilddatei gemacht wird, ist doch schon eine individuelle Arbeit. Und warum soll man die Kreativität einschränken und der Bearbeitung Grenzen setzen?
Ich werde diese Puristen nie verstehen, die da was böses drinnen sehen. Weil selbst deren Bilder sind doch alle bearbeitet – sei es im Labor oder vielleicht sogar in der Kamera, wenn sie direkt in jpg fotografieren. Denn da macht die Kamera doch nichts anderes, als nach ihren Programmen ein fertiges Bild. Ein Schritt, den andere bei der RAW-Entwicklung gerne selber in der Hand haben und sich nicht von der Kamera sagen lassen wollen, wie das Bild auszusehen hat.
LG Thomas
Danke Thomas – ich kann es auch nicht verstehen, dass man schon ein JPG aus der Kamera holt – ok – je nach Einsatz ist das ok – aber generell ist es wie Kochen mit Tütensuppen. Man kann nur noch mal nachwürzen – viel besser wird es dann aber nicht. Beim selber kochen stehen einem alle Wege offen – was nicht heißt, dass es hinterher besser schmeckt. Für irgendwas muss ja auch der Koch gut sein 🙂